Alle Macht kommt von innen!

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  • Beitrags-Kategorie:Arbeit / Persönlichkeit
  • Beitrag zuletzt geändert am:15. April 2023
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Potenzialentwicklung

Tanja Gutmann

Selbstbestimmt leben und das tun zu können, was man liebt, ist ein großes Privileg. Um das zu erreichen, gilt es, den Kern seines Potenzials zu ergründen und die eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken.

Jeder Mensch hat es. Dieses Etwas. Das, was uns ganz besonders macht und viel wichtiger ist, als wir denken! Es ist unser Potenzial – wer es entdeckt hat, hat den Schlüssel in der Hand, über sich selbst hinauszuwachsen und wahre Freude und Erfüllung zu finden. Erst wenn wir es leben und das tun, was wir lieben, sind wir ganz bei uns selbst. Je eher wir uns also dessen bewusst werden, was wir gut können, was unsere Talente, Fähigkeiten und Stärken sind, desto besser und nachhaltiger können wir diese nutzen und in unserem Leben verankern.

Denn: Wissen wir, was in uns steckt und was wir wollen, gibt uns das Klarheit und Sicherheit und lässt uns, so uns bestimmte Umstände zu Entscheidungen zwingen, schnell und effektiv handeln. Zudem stärkt es uns gegenüber unvorhersehbaren Veränderungen, weil wir genau sagen können, was zu uns passt, wo wir mitgehen können und wo nicht.

Potenzialentwicklung betrifft also jeden.

Während es früher vor allem Jobeinsteiger waren, die sich mit Fragen wie „Was will ich und was kann ich?“ beschäftigten, ist heute jeder gefordert, sich mit seinen Stärken und Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Oftmals jedoch braucht es aber erst einen echten Tiefpunkt im Leben, der diese Auseinandersetzung mit uns selbst auslöst. Denn: Solange wir uns gut fühlen und im Alltag gefordert sind, beschäftigen wir uns nicht erstrangig mit uns selbst. Erst wenn wir in mindestens einem Lebensbereich unglücklich sind, uns leer, müde und genervt fühlen, fangen wir an, nachzudenken. Das passiert in der Regel dann, wenn wir beispielsweise einen Job haben, der uns keinen Spaß macht, wenn wir mit Kollegen oder dem Chef nicht klarkommen, wenn wir unser Leben als langweilig empfinden, uns starr und funktionierend fühlen, wenn wir in einer Partnerschaft leben, die so dahinläuft, sich aber nicht mehr stimmig und mit Freude verbunden anfühlt oder aber wenn wir einfach nur unzufrieden sind, ohne genau sagen zu können, warum.

All diese Indizien weisen darauf hin, dass es angesagt wäre, sich intensiver mit sich selbst zu beschäftigen und sein Lebensmodell zu überdenken.

Viele wurden auch durch die Corona-Krise auf sich selbst verwiesen. Beim Leben und Arbeiten zuhause, fern des Unternehmens, fern von Kollegen, Freunden und den üblichen Freizeitbeschäftigungen, sprich im Lockdown, während dem man nicht ausgehen kann und sehr auf sich selbst zurückgeworfen ist, haben viele zu reflektieren begonnen: „Ist das Leben, das ich lebe, und der Job, den ich mache, wirklich richtig oder gibt es da nicht noch mehr für mich?“ Manche wurden gar durch Kurzarbeit oder Kündigung gezwungen, schnell Antworten auf diese Fragen zu finden. Andere entschieden sich, die aufkommenden Fragen mit Netflix, Drinks oder Sport zu unterdrücken und sich abzulenken. Wieder andere erkannten darin die Chance, sich über Zusammenhänge klar zu werden, indem sie sich fragten, was sie wirklich brauchen, was ihnen wichtig ist im Leben, was sie „nährt“ und erfüllt. Denn eins ist klar: Nicht Geld, eine bestimmte Position, ein großes Auto oder Haus machen uns glücklich. Die wahre Quelle für Freude und Zufriedenheit liegt nur in uns selbst. Entscheidend für unser Glück ist, wie viel Sinn wir dem beimessen, was wir tun, und wie sehr wir es schaffen, das, was uns wahre Freude bereitet, in unser Leben zu integrieren.

Potenzial entdecken

Von Kindesbeinen an erwerben wir Kenntnisse und Fertigkeiten – sozialer, verbaler, kognitiver, motorischer und gestalterischer Natur. Dieser Entwicklungsprozess hält das ganze Leben an, weil wir uns durch die unterschiedlichen Erfahrungen, die wir in und mit unserem Umfeld machen, verändern. Man spricht hier auch von Neuroplastizität.

Und: Jede Erfahrung speichern wir laut dem US-amerikanischen Neurowissenschaftler Antonio Damasio in einer Art emotionalem Erfahrungsgedächtnis ab. Mit einfachen Bewertungen wie „positiv“ und „negativ“ verbuchen wir diese wie auf einem Konto. Damasio spricht in diesem Zusammenhang auch von „somatischen Markern“, da körperliche Signale („soma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Körper“) uns mitteilen, in welcher Situation oder mit welcher Person wir Freude, Stress oder sogar Angst erleben.

Durch diese Signale bilden wir Meinungen und Verhaltensweisen über uns, unsere Fertigkeiten und unser Umfeld aus.

Etwa, dass wir bestimmte Dinge, Situationen und Menschen mögen, weil wir damit positive Erinnerungen und Erlebnisse verbinden oder sie aus genau der gegenteiligen Erfahrung ablehnen.

Gerade Eltern, Erzieher und Lehrer spielen in den frühen Jahren unserer Prägung eine entscheidende Rolle, welches Bild wir von uns und unserem Potenzial gewinnen.

Werden wir beispielsweise oft in einer Sache kritisiert oder belehrt, norden diese Bewertungen unseren Blick auf uns selbst extrem ein. Wir halten sie für echt, sind verunsichert und vertrauen uns auf diesem Gebiet nicht mehr. Das untergräbt unsere Motivation. Auch wenn wir bei dem, was wir tun, große Freude empfinden.

Erleben wir hingegen, dass andere uns vertrauen, begeistert von unserem Können sind, Wert auf unsere Meinung, unsere Ideen legen, und sehen wir, dass diese auch umgesetzt werden oder wir positives Feedback erhalten, dann passiert genau das Gegenteil: Wir erleben Freude und Stolz. Wenn wir also Zutrauen in uns und unsere Fähigkeit gewinnen, wollen wir dieses Erlebnis immer wieder generieren, weil wir freudig feststellen: Wow, das klappt ja wunderbar!

Unser wahres Potenzial zeigt sich schon in unserer Kindheit, wenn wir erste Erfahrungen mit dem sammeln, was wir tun.

Unser „Genie“ manifestiert sich also demnach in einem sehr frühen, unverbauten Stadium.

Schon dort findet sich klar und unverbogen unsere Kraft und unser schöpferischer Impuls. Um unser Potenzial entdecken zu können, gilt es, den „roten Faden“ zu suchen, der sich immer wieder im Leben zeigt. Dem kommen wir auf die Spur, wenn wir in unserer Kindheit zu graben beginnen und uns Fragen stellen wie: „Was habe ich als Kind gerne gespielt?“, „Was habe ich gerne getan?“ und „Wobei empfand ich große Freude?“

Antworten finden wir auch, indem wir uns in Erinnerung rufen, von welchem Beruf oder Leben wir als Kind geträumt haben, was uns daran so gut gefallen hat und vor allem, wer oder was uns davon abgebracht hat. Dieselben Fragen stellen wir uns für die Pubertät, die Jugend, unser junges Erwachsensein – und werden schnell erkennen, dass sich unser Potenzial immer wieder mal gezeigt hat, wir es möglicherweise nur nicht so richtig sehen konnten.

Indem wir uns die Zeit nehmen, unsere Stärken, Fähigkeiten und Talente zu ergründen, finden wir, was wir lieben, und kommen damit in den sogenannten Flow.

In dieses ozeanische Gefühl grenzenloser Weite, welches die Lust auf weitere Herausforderungen steigert und unser Selbstvertrauen untermauert.

Der Flow – die perfekte Welle

Flow ist die pure Freude am Tun. Wer also tut, was er liebt, kommt ganz automatisch in seinen „Flow“. In diesem Zustand, das kennen wir alle, sind wir höchst motiviert, kreativ, leistungsfähig und absolut im Glück.

Der „Flow“ ist ein Seinszustand, bei dem wir Raum und Zeit vergessen und das Gefühl haben, dass alles um uns herum fließt.

Er bringt uns in die Präsenz und wir empfinden das, was wir in dem Moment tun, weder als langweilig noch stellt es uns vor unlösbare Probleme. Stattdessen fühlen wir uns in richtigem Maße gefordert und die Dinge gehen uns leicht von der Hand.

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Auch wissen wir genau, was zu tun ist und wie unser Ziel aussieht. Rückenwind bekommen wir bei diesem „Work Flow“ von den Hormonen, die in diesem Zustand ausgeschüttet werden: Das Antreiber- Hormon Dopamin, das uns ganz auf die Sache und unser Ziel konzentrieren lässt. Haben wir unser Ziel erreicht, kommt das Glückshormon Serotonin ins Spiel. Es lässt uns Freude, Stolz und Erleichterung empfinden und belohnt uns für die getane Arbeit.

Mehr noch: Wir wollen diesen positiven Kick bald wieder erleben, bei dem wir über uns hinauswachsen und zu ganz besonderen Ergebnissen kommen. Durch den Flow-Zustand signalisiert uns unser Körper, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unserem Potenzial nahe kommen.

Laut einer Studie von McKinsey arbeiten wir im Flow um 450 Prozent schneller, um 500 Prozent leistungsfähiger und um 400 Prozent kreativer.

Und das Schöne daran ist: Jeder kann in den Flow kommen. Kennzeichnend ist immer eins: Wir fühlen uns in diesem Zustand optimal ausgelastet und erleben ein Hochgefühl bei dem, was wir tun. Gleichzeitig denken wir, alles unter Kontrolle zu haben: Der Ablauf einer Handlung scheint komplett klar zu sein, ein Schritt geht direkt in den nächsten über – alles „fließt“ sozusagen ineinander.

Der Flow wird übrigens auch immer mal wieder im Zusammenhang mit Biohacking gebracht. Einige „Biohacks“ wie beispielsweise Meditation, Konzentration oder Tanzen können ihn begünstigen, denn im Flow ist unsere Konzentration komplett auf unsere Tätigkeit gerichtet, wir gehen darin auf, verlieren jegliches Zeitgefühl und sogar unser Bewusstsein für uns selbst.

Ein höchst angenehmes Gefühl, ohne Frage. Und auch hier zeigt sich erneut, dass wir als Kind ganz automatisch und sehr oft in diesem Zustand sind. Selbstvergessen spielen, malen und basteln wir, klettern auf Bäume, testen Grenzen aus – ganz eingenommen von der Magie unseres Tuns. Weil wir weder daran zweifeln, dass etwas schiefgehen kann, noch, dass wir es nicht schaffen oder nicht gut genug können.

Diese Erfahrungen machen wir meist erst später. Sie werden uns im Laufe unseres Lebens mit Lob und Kritik aber auch mit Zensuren anerzogen und erschweren es uns, in den Flow zu kommen.

Fazit

Dennoch: Jeder Mensch erlebt den Flow und genau diese Tätigkeiten und Bereiche sollten wir suchen, indem wir uns fragen, in welchen Situationen und bei welchen Tätigkeiten wir in dieses völlige Losgelöstsein kommen, bei dem wir völlig in unserem Element sind.

Denn diese Antworten erhellen, wo sich unser Potenzial verbirgt und können uns als Grundlage dienen, um zu prüfen, ob wir dieses schon in unserem Leben nutzen oder nicht. Beziehungsweise wo es noch brachliegt und nur darauf wartet, in unser Leben integriert zu werden. Wo genau es dann Platz darin findet, wird sich zeigen.

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Bücher der Autorin:

Über die Autorin:

Tanja Gutmann

Tanja Gutmann arbeitet als Elektroingenieurin in der Automobilbranche. Seit vielen Jahren interessiert und beschäftigt sie sich mit dem Sinn des Lebens und der Persönlichkeit des Menschen. Sie ließ sich zum Life Coach ausbilden, machte sich selbstständig und berät heute als Expertin für Potenzialentwicklung neben ihrem Job als Ingenieurin Führungskräfte, Unternehmer und Privatpersonen darin, mehr Klarheit und Erfüllung in ihrem Tun zu finden. Mit ihrem ersten Buch „Work.flow“ möchte sie andere inspirieren und dazu ermutigen, das zu finden, was sie erfolgreich und glücklich macht.

Kontakt: www.tanjagutmann.de

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