Erfolgreiches Coaching mit den Naturzyklen

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  • Beitrags-Kategorie:Persönlichkeit
  • Beitrag zuletzt geändert am:28. März 2023
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Stärke und Kraft | Die entscheidende Kraft in Metall- und Wasserphase

Markus Porcher

2020 war anders – total anders. Es begann mit der Ruhe vor dem großem Sturm. Und es kam vieles zum Erliegen. Und das bereits im Frühjahr. Normalerweise blüht hier alles, ist im Aufbruch und entwickelt sich. Unser Leben verläuft in zunehmenden und abnehmenden Zyklen, die sich an der Natur orientieren: Tag und Nacht, Mondzyklus, Jahreszeiten. Im September war die höchste Entwicklung erreicht. Während wir oftmals nur ein Höher, Schneller, Weiter positiv anschauen, werden Phasen des Rückzugs und der Besinnung oft noch argwöhnisch betrachtet. Was können wir von der Natur über diese Zeit lernen?

Dankbarkeit

Im Spätsommer, der Erdephase, wurde die Ernte eingefahren, eine Wettkampfsaison beendet, ein Projekt abgeschlossen. Oftmals kommt es vor, dass schon das nächste Projekt ansteht. Im Geschäftsumfeld, aber auch im Sport, wird sich nicht die Zeit zum Einhalt und Verschnaufen genommen. Der externe Druck ist groß. Was aber passiert, wenn wieder und wieder angebaut und geerntet wird? Der fruchtbare Boden laugt aus und mittelfristig ist kein Wachstum möglich. Eine Pause ist notwendig.

Was lehrt uns die Natur: Im Sommer zeigte sie sich in voller Kraft und Blüte und durch die harte Feldarbeit wurde gemeinsam der Grundstein für die reiche Ernte im Spätsommer gelegt. Jetzt gilt es, die Ernte zu bestaunen und Erntedank zu feiern. Der Erdephase folgt die Metallphase.

Die Metallphase

Das äußere Erscheinungsbild der farbenfrohen Natur weicht der ernsthaften Aufgabe, das Überleben im Winter und damit die sogenannte Wasserphase vorzubereiten.

In der Metallphase zieht sich die Natur langsam in sich zurück und stößt Überflüssiges und „Altlasten“ bzw. nicht mehr Benötigtes ab.

Es kondensiert sich das, was zum Überdauern des Winters benötigt wird. Sichtbar wird das auch an den verwelkten Blättern. Aus ihnen zieht sich der Lebenssaft zurück.

Mit dem Metall (z.B. in Form von Scheren) werden „alte Zöpfe“ abgeschnitten. Vorsicht: Es gilt das abzuschneiden, von dem man denkt, es ist nicht mehr notwendig für die weitere Entwicklung. So wird das Erz (Metall) zur verdichteten Form der Erde. Es erreicht sein Wesen aus der Konzentration bzw. dem Zusammenziehen der Materie. (Ähnlich Kristallen und Edelsteinen fasziniert und imponiert die Makellosigkeit von Gold und Diamanten. Sie gelten als Symbole von Reinheit und Schönheit.)

Oftmals bringen meine Klienten auch das Bild einer Schildkröte. Man zieht sich in sein Innerstes zurück und der feste Panzer schützt vor externen Einflüssen. Er schafft eine Abgrenzung – es gilt, sich auch gegen Externes abzugrenzen und nicht alles an sich heranzulassen. Aber auch zu erkennen, wann der Panzer verlassen werden sollte.

Entscheidungen und Perfektionismus

Es ist die Zeit der Rückbesinnung. Es wird ins „Gericht“ gegangen und entschieden, was gut oder schlecht war. Welches gezeigte Verhalten war angemessen? Was ist zu kultivieren, zu behalten oder auch weiterzuentwickeln? Wurde genug vorgesorgt, um den „Winter“ zu überstehen?

Im Berufsleben kennen Sie vielleicht auch Abläufe, in denen Sie aufgefordert werden, Ihre Ergebnisse zu dokumentieren, Feedback einzuholen und mit Ihrer Führungskraft über Erreichtes zu sprechen. Unser menschliches Ziel ist es, zu wachsen und uns zu unserer vollen Blüte zu entfalten. Dazu gilt es auch, in regelmäßigen Abständen Feedback einzuholen und zu verfeinern. Bei dieser Form der Optimierung droht aber auch große Gefahr: der Perfektionismus.

Form, Kontur und Struktur

Metall hat auch die Aufgabe, eine Form oder Kontur zu geben. In Hochhäusern ist das „Metallskelett“ notwendig, um dem Haus eine Grundform, Halt und Festigkeit zu geben. Als Weinliebhaber denken Sie an Metallreifen um Eichenfässer. Erinnern Sie sich noch an die Holz-Phase? Der Metallriemen gibt dem Holzfass eine Begrenzung!

Struktur ist auch im eigenen Leben wichtig, um Gewohnheiten zu etablieren.

Im Geschäftsleben wird das Metall benötigt, damit Abläufe im Unternehmen und mit Kunden und Lieferanten wirkungsvoll und effizient ablaufen. Auch Metallrohre – Ihre Wasserleitung zu Hause oder Drähte (Internet) – schaffen Verbindungen und Strukturen.

Und Menschen mit einer starken „Metall“-Komponente? Sie zeigen oftmals die Eigenschaft, Strukturen zu schaffen, hart durchzugreifen und als „Executive“ weitreichende Entscheidungen zu treffen. Das ist notwendig, um große Organisationen zu führen und Kommunikationsflüsse zu etablieren.

Potential: Systemische Verbesserungen

Zurück zu meiner eigenen Herausforderung im Triathlon. Die grundsätzliche Zielrichtung: eine bessere Zeit zu erzielen. Nun, wie kann ich ein besseres Ergebnis erzielen? Mit einer 1%-Verbesserung von Gewohnheiten lassen sich langfristig erhebliche Verbesserungen erzielen. (Clear, 2020)

Die Fragen sind: Welche Änderungen am Gesamtsystem, den Strukturen und Abläufen sind vorzunehmen? Ähnlich einem CEO, der auf Verfeinerung, Konzentration und Optimierung achtet, sind es viele kleinere Aktionen und Veränderungen an den einzelnen Systemkomponenten.

Siehe auch das britische Radteam: Es war über viele Jahre in der Radwelt bedeutungslos. Mit vielen kleineren Anpassungen hat das Team es geschafft, über die Hälfte der Goldmedaillen bei Olympia zu gewinnen. Und seit 2012 hat es bereits sechsmal den Tour de France-Sieger gestellt.

Entscheidungen für meine Triathlonsaison

Wie kann ich Trainingseinheiten anders oder besser gestalten?

Wie wirkt sich eine Verbesserung von Gelenkigkeit, Geschmeidigkeit und Kraft beim Schwimmen, Radfahren und Laufen aus?

Was muss bei der Ernährung beachtet werden, um die Energiebereitstellung zu verbessern und Erholungsphasen zu verkürzen?

Was kann ich tun, um besser zu schlafen und zu regenerieren?

Welche Verbesserungen an Ausrüstung und Material werde ich vornehmen?

Nicht die Anpassung einer einzigen Gewohnheit allein lässt eine erhebliche Leistungssteigerung erreichen. Es ist Disziplin gefordert, durch eine Vielzahl von kleineren und ordnenden Maßnahmen zu neuen Handlungsgrundsätzen zu kommen.

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Die Wasserphase: Erkenntnisse aus dem Inneren

Oft schauen wir nach außen, um Lösungen für unsere Probleme, Herausforderungen etc. zu finden. Wir hoffen, dass sich das Umfeld ändert, der Chef geht, der Kollege in eine andere Abteilung wechselt. Wir erwarten, dass sich das Verhalten der anderen Personen ändert, das Wetter besser wird, oder wir wollen einfach, dass sich unsere Probleme auflösen.

Die Phase des Rückzugs und der Besinnung ist notwendig, um zu unserer eigenen Identität zu kommen. Was bewegt uns wirklich, was ist gut für uns? Was wird von uns erwartet bzw. was hat den Ursprung in unseren eigenen Ideen, Konzepten und Gefühlen? Von wem oder was ziehen wir uns zurück bzw. lassen wir ab? Ganz im Sinne von: „love it, change it or leave it“. Wir „richten“ über uns und entscheiden, in welchen Bereichen ein Rückzug notwendig ist. Gleichzeitig schauen wir auch, was wir ausbauen und auf was wir unsere Konzentration lenken wollen.

Dazu ist es notwendig, das Gedankenkarussell im Kopf zur Ruhe kommen zu lassen. Nur, wenn das Wasser still ist, können wir besonders gut reflektieren und den Dingen auf den Grund gehen.

Danach können wir die neuen Erkenntnisse in unser Handlungsportfolio für unsere Weiterentwicklung integrieren.

Innate Intelligence

Nicht alle von uns haben die Fähigkeit, sich auf das „Bauchgefühl“ zu verlassen. Manche bleiben auf der Stufe des „Richtens“ stehen, ohne eine finale Entscheidung zu treffen, wie es weitergehen soll.

Und hier kommt die „innate intelligence“ ins Spiel: Ein Kirschkern weiß, dass er ein Kirschbaum und nicht ein Birnbaum wird.

Eine Raupe verwandelt sich in einen Schmetterling. Auch wenn der Weg mühsam ist, muss dieser alleine gegangen werden, damit nach dem Kraftakt die Entfaltung erfolgt.

Die Eigenschaft des „Wassers“ hilft dabei. Wie ein steter Tropfen Wasser den Stein höhlt, so ist auch Ausdauer, Zähigkeit und Willensstärke ein Zeichen des Wassers.

Coaching zur Entscheidungsfindung

Mit meinen Kunden reflektiere ich bewusst deren eigene Sicht auf die Dinge. Zusätzlich holen wir manchmal externes Feedback ein. Es mag Unsicherheit auftreten, denn möglicherweise tritt etwas zu Tage, was der Kunde noch nicht gesehen hat (sogenannte „Blind Spots“).

Das Ergebnis des Rückzugs

Wir können zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen:

Alles ist ok. Dann gilt es, zu behalten und zu kultivieren.

Es ist nicht optimal. Dann stellt sich die Frage: An welcher Stelle kann noch verbessert werden? Nur 1% Verbesserung führt im Jahr zu einer erheblichen Leistungssteigerung!

Es passt so einfach nicht mehr ins Portfolio. Dann gilt es, einen fairen und sauberen Schnitt zu machen, aber auch dankbar zu sein für die gemachten Erfahrungen.

Die Integration

In der „Wasserphase“ entwickelt sich die neue Identität. Wenn Sie nun nächstes Jahr etwas Neues erreichen wollen, schreiben Sie auf, WAS bzw. WER Sie sein möchten. Positionieren Sie Ihre neue Identität – z.B. „Teetrinker“ – an der Kaffeemaschine. Oder ich „bin“ pünktlich, ich „bin“ ein Autor, ich „bin“ ein Online Event-Veranstalter.

Wenn Sie es spüren, wird sich Ihr zukünftiges Verhalten auch daran orientieren. Nehmen Sie Ihre neue Identität gedanklich an.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Zeit zum Reflektieren und Integrieren! In der Wasserphase sind Fragen hilfreich, wie: „Wer will ich sein?“, „Was ist mir wichtig?“ und „Wie kann ich das Stück für Stück erreichen?“. Denn: operative Hektik im Außen vertreibt nicht die geistige Windstille im Inneren.

Mikrokosmos im Makrokosmos

Über die letzten Ausgaben haben Sie vielleicht das eine andere der jeweiligen Phase in sich wiedererkannt. Wissen Sie, wie groß die jeweiligen Anteile in Ihnen sind? Wie werden Sie durch die Großwetterlage (Makrokosmos) beeinflusst? Der Einfluss der Umwelt auf jeden einzelnen von uns ist sehr unterschiedlich. Sie wollen mehr über sich und Ihr Element in Erfahrung bringen? Kontaktieren Sie mich. Schreiben Sie mir bis Jahresende Ihre Pläne  und werden Sie Teil meiner Podcast Serie. Denn: Was Sie laut aussprechen, gelangt besser in das Gedächtnis und steigert Ihre Umsetzung. Gewohnheit ist Verhalten, das automatisiert ist. Sie dient dazu, Probleme des Lebens mit wenig Aufwand und Energie zu lösen. (James Clear, 2020)

Mit 4 Stufen gute Gewohnheiten fördern und schlechte loswerden:

1. Gewohnheit muss offensichtlich sein
Gewohnheit bewusst machen
Auslösereize identifizieren

2. Gewohnheit muss attraktiv sein
Nutze die Bedürfniskombination von einer Gewohnheit, die gemacht werden muss, mit einer, die gemacht werden möchte
Schaffe ein Motivationsritual

3. Gewohnheit muss einfach sein
Wiederholung ist wichtig
Eher weniger und kurz, aber dafür häufig

4. Gewohnheit muss befriedigend sein
Ein unmittelbares Erfolgserlebnis sollte folgen

Mehr zum Thema

Clear, James: Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung: Mit kleinen Gewohnheiten jedes Ziel erreichen – Mit Micro Habits zum Erfolg. 2020

Lorenzen, Udo/Noll, Andreas (2005–2012): Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin. Bd. 1–5. München: Müller & Steinicke.

Noll, Andreas, Hemm, Dagmar (2014): Organbalance, München, Gräfe und Unzerverlag.

Porcher, Markus (2020): Erfolgreiches Coaching mit den Naturzyklen.
– healthstyle – Gesundheit als Lifestyle. 01-2020; 62-67

Porcher, Markus (2020): Erfolgreiches Coaching mit den Naturzyklen.
– healthstyle – Gesundheit als Lifestyle. 02-2020; 40-43

Porcher, Markus (2020): Erfolgreiches Coaching mit den Naturzyklen.
– healthstyle – Gesundheit als Lifestyle. 03-2020; 60-63

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Über den Autor:

Markus Porcher

Markus Porcher: Executive Coach in der ICF, Key Note Speaker und Marathonist sowie Triathlet. Beim Coaching begleitet er Sie auf dem Weg zu Ihrem beruflichen und persönlichen Erfolg. Er hilft Ihnen bei der persönlichen Standortbestimmung, sowie Entdeckung und Realisierung Ihrer Träume. Sie erhalten wirksame Unterstützung bei der Erschließung neuer Wege und Lösungen, die zu Ihnen passen und Sie weiterbringen. Dabei nutzt er seine Erfahrung aus über Hunderten von Coaching-Sitzungen und seiner langjährigen Tätigkeit als internationaler HR-Leader. Zur Anwendung kommen dabei sowohl wissenschaftlich validierte westliche Coaching-Ansätze als auch seine umfassenden Kenntnisse in Bezug auf die asiatischen Lebensphilosophien.

Kontakt: www.markus-porcher.com

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