Jung bleiben kann man lernen

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  • Beitrags-Kategorie:Gesundheit
  • Beitrag zuletzt geändert am:15. Februar 2024
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#periphererstress #hanseatenundnaturhocke #allgemeinerstress #trampolintraining

Prof. Dr. med. Gerd Schnack (†)

Die Jahre mit Leben füllen für Ihre Gesundheit und Unabhängigkeit bis ins hohe Alter! Geben Sie täglich die richtige Stressantwort!

Natur-unrichtig oder natur-richtig gelebt, das ist hier die Frage, die unser Schicksal im Alter bestimmt! Erreiche ich diesen Lebensabschnitt elastisch und bei Erhaltung aller Freiheitsgrade, oder bin ich so eingeschränkt, dass ich auf die Hilfe anderer nicht mehr verzichten kann?

Die Beantwortung dieser Frage ist keine Schicksalsbestimmung, sondern nach neuen Erkenntnissen auf den individuellen Lebensstil auszurichten. Denn nach neuen Studien kann ein gesunder Lebensstil auch bei erhöhten genetischen Anlagen das Herz-Kreislaufrisiko bis zu beinahe 50 % senken. Das belegt nachhaltig die neue Epigenetik, wonach unsere Erbanlagen alles andere als starr sind, denn die guten Erbanlagen in uns können allein durch unser Verhalten lebensbestimmend in den Vordergrund treten. Sie werden damit existenzbestimmend beim Umgang mit den unterschiedlichen Stressantworten.

Sensationell und revolutionär zugleich: die neue Epigenetik, die klar beweist, dass allein durch unseren Lebensstil die guten Erbanlagen zum Durchbruch gelangen können, sodass jeder Einzelne für sich in allen Lebenslagen die richtige Stressantwort geben kann!

Dabei kommt es speziell auf die Zeit in der Jugend und während unseres Berufslebens an, damit wir auch im letzten Lebensdrittel noch ein erfülltes Dasein führen können, und das möglichst ohne Dauerpräsenz bei Ärzten oder in Krankenhäusern. Jeder Einzelne von uns sollte für sich die richtige Stressantwort finden, mit der er täglich, sogar stündlich, reagieren muss.

Dabei gilt es vorrangig, unser natur-unrichtiges Verhalten zurück in die natur-richtige Norm zu führen. Die Natur in ihrer Erfahrung über den Zeitpunkt der Ewigkeit hinaus hat bisher alles richtig gemacht. Sie ist daher unser bester Lehrmeister – und nicht die Medizin mit ihren Irrungen und Wirrungen oder der Sport, wenn man allein die Negativbeispiele aus dem Spitzenbereich mit einbezieht.

Die Natur kennt keine geraden Wege, in ihr verläuft alles in Schwingungen und die logarithmische Spirale ist ihr wichtigstes Energiekonzept, ausgedrückt durch den Wechsel der Gegensätze, die auf Kohärenz, Harmonie und Gesundheit ausgerichtet sind. Ihr entgegen gesetzt verläuft die Anpassung des Menschen an die Technik in Monotonie, dargestellt durch den geraden dynamischen Pfeil, der schnell, direkt und auf geradem Wege sein Ziel anvisiert (Abbildung 1):

Abb1 Entwicklung Moderne und Technik
Abb.1: Die Entwicklung der Moderne und der Technik

 

Die logarithmische Spirale

Das wichtigste Energiekonzept natürlicher Entwicklungen ist die logarithmische Spirale. Sie steht für die explodierenden, exponentiellen Wachstumsschübe, die immer wellenförmig erfolgen, niemals gleichmäßig und linear. Natürliche Flusslandschaften gleichen dieser Spirale, in schwingenden Mäandern strebt der Fluss seiner Mündung entgegen. Der Mensch hat sie begradigt und durch Kanäle das Wasser beschleunigt: und alle Welt wundert sich jetzt über die ständig steigenden Hochwassergefahren  (Abbildung 2):

Abb2 Die Natur und die Spirale
Abb. 2: Die Natur und die Spirale

 

Analog zum Fluss verhalten sich die menschlichen Arterien, die bei einem natur-unrichtigen Verhalten allein durch Bewegungsmangel ihr Schwingungsvermögen verlieren. Die Aortenwände werden starr, wie eine Kanalwand, und damit nimmt die Blutströmung mit der Pulswellengeschwindigkeit zu. Das nennt die Medizin Windkesselfunktion: wird sie aufgehoben durch natur-unrichtiges Verhalten, so entsteht die Arteriosklerose, der Blutdruck steigt an und jederzeit kann der Herzinfarkt das Leben beenden  (Abbildung 3):

Abb3 Der Mensch
Abb. 3: Der Mensch
Abb4 Logarithmische Spirale
Abb. 4: Die logarithmische Spirale

Bewegungsmangel und Stress

Wir zünden unsere Lebenskerze gleichzeitig an beiden Enden an … Der Mensch ist so alt und so leistungsfähig, wie seine Arterien elastisch sind!

Wenn wir gehen oder laufen, sind wir gerade und betont zielorientiert unterwegs; nicht so die Fische im Wasser und die Vögel in der Luft. Slalomartig schrauben sich die Lachse durchs Wasser und überwinden sogar starke Strömungen und Wasserfälle, ohne größere Ermüdung zu zeigen. Die Vögel in der Luft beeindrucken durch das weite Schwingen der Flügel, dabei bilden sich unterstützende Wirbel, die den Antrieb nachhaltig fördern.

So wird von den Tieren freie Energie genutzt, geschenkte Antriebsförderung: Fische werden auf diese Weise geschwommen, Vögel geflogen. Der Mensch in seinem natur-unrichtigen Verhalten bewegt sich betont zielorientiert und nutzt dagegen nicht die Energie, die nur durch den Gegenschwung über die fersenbetonte Belastung der Füße erreicht werden kann. Würden die Fische und die Vögel unser Verhalten kopieren, in einer endlosen Kreisbewegung, kämen die Lachse nie an ihr Ziel und die Vögel mit eingeschränkter Bewegungsamplitude der Flügel endeten per Bruchlandung am Boden. Das hohe Preisgeld des Menschen an die Zivilisation!

Die Zivilisation hat uns einen hohen Preis gekostet, sicher, Wohlstand in Verbindung mit Bequemlichkeit ist nicht zum Nulltarif zu haben, aber das Geschrei nach neuen Energieformen wird von Jahr zu Jahr lauter. Bei unserer Arbeit sind wir aber kaum noch körperlich aktiv, wir arbeiten betont im Sitzen und die oberen Extremitäten gehorchen nur noch den einseitigen Frontbefehlen von Motor, Maschine, Instrument und Computer. Die Hände gehören uns nicht mehr, sie folgen nur noch den einseitigen Befehlen unterschiedlicher Tastaturen, Lenkräder, Instrumente, dabei tendieren die Finger zum Faustschluss, wodurch alle Beugesehnen der Finger in eine chronische Stressspannung geraten, aus der sie sich aber nicht selbstständig befreien können.

In dieser Beziehung verhält sich der menschliche Körper wie ein geschlossener Regelkreis, dessen Entwicklung im Sinne der Entropie zum Negativen vorgezeichnet ist, wenn nicht regulierend von außen (Prävention) auf diese Negativspirale Einfluss genommen wird (Abbildung 5):

Abb 5 Prävention
Abb. 5: Prävention

 

Unter dieser einseitigen Bedienungsarbeit leiden aber auch die Schultergelenke, die Schultergürtel lockern sich, die Schultern weichen im Sinne der Ventralisation nach vorne ab und der Mensch wird durch diese Brustbeinbelastungshaltung immer krummer.

Gegenschwung-Stretching im Zwei-Stunden-Rhythmus ist das Gebot der Stunde, damit aus natur-unrichtigem wieder natur-richtiges Verhalten wird (Abbildung 6):

Abb6 Richt- und Gegenschwung
Abb. 6: Richtschwung und Gegenschwung

 

Gleiches gilt im Übrigen auch für die Hüftgelenke: wir sitzen über Stunden verkehrt, ständig sind die Hüftgelenke in 90°-Beugestellung, sodass tief im Becken die so wichtigen Hüftlendenmuskeln schrumpfen, die ganz entscheidend unsere Rückengesundheit steuern. Beim Aufstehen können diese geschrumpften Muskelpakete sich nicht mehr frei entfalten, ein fehlerhafter Kreislauf ist die Folge:

► Die verkürzten Hüftlendenmuskeln ziehen die Lendenwirbelsäule im Stehen nach vorn, ein Hohlkreuz entsteht, der Bandscheibendruck steigt dramatisch an und jederzeit kann ein überaus schmerzhafter Bandscheibenvorfall den Menschen „fällen“.
► Wir gehen nur noch frontalbetont im kurzen Stakkato, weil der Gegenschwung aus den Hüftgelenken beim hinteren Schrittansatz nicht mehr möglich ist.

Prävention statt Operation: gegen Bandscheibenschäden und für ein optimales Gangbild

Vor jedem Aufstehen nach langem Sitzen praktizieren Sie 7 Sekunden das Storchenbein-Ritual auf dem Stuhl (Abbildung 7):

Abb7 Storchenbein
Abb. 7: Storchenbein auf dem Stuhl

 

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Auf der Straße wird man Ihren majestätischen Gang bewundern, à la „Obama-Swing“ sind Sie überall erkennbar und eine überaus positive Erscheinung (Abbildung 8):

Abb8 Swing
Abb. 8: Majestätischer Gang

Ritualisierung betrieblicher Prävention ist das Gebot der Stunde für eine lebenslange Umsetzung!

Sie arbeiten gerne und das mit Freude und Begeisterung und Sie sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das ist der erstrebenswerte Flow-Effekt, in dem man bei der Arbeit sogar die Zeit vergisst… man vergisst aber dabei auch seinen Rücken und wird erst dann die Entspannung durchführen, wenn der Rücken schmerzt. Leider ist das in der Prävention ein zu später Zeitpunkt.

In dieser Situation gibt es nur eine Lösung (und ich weiß, wovon ich rede, denn seit Mitte der 1980er Jahre ist das meine Herausforderung, die gezeigt hat, dass alle Appelle, die von außen an die Arbeit herangetragen werden, auf Dauer nicht das halten, was sie versprechen):

Nur Rituale in ihrer individuellen Ansprache sind in der Lage, am Arbeitsplatz die richtige Stressantwort zu geben. Sie müssen dann im richtigen Rhythmus und in ständiger Wiederholung ein Leben lang praktiziert werden. Nur so kann das natur-unrichtige Verhalten wieder in ein natur-richtiges gewandelt werden!

Vertrauen Sie der unermesslichen Kraft der Rituale als Leuchtsignale im grauen Stressalltag!

Warum das so ist? Der Mensch braucht immer etwas, zu dem er aufschauen kann, das größer ist als er selbst. Er braucht die helle Leuchtkraft der Rituale, sonst wird das Leben zur Routine in täglichen Bereichen, vieles um uns herum wird fad und leer, weil sich alles nur noch um Arbeit, Freizeit und Vergnügen dreht, so die Auslegung von C. G. Jung.

Rituale entstehen nach der Hebb`schen Lernregel, wenn ein Vorgang des täglichen Lebens mit einer wichtigen Stressantwort verbunden wird. Die Folge sind neue neuronale Netzwerke, die das Gehirn in vier bis sechs Wochen gebildet hat. Dann ist die neue Gewohnheit festgeschrieben und Sie kommen an diesem täglichen Verhalten nicht mehr vorbei!

Natürlich sind es mehrere Rituale, mit denen ich Sie durch den Stressalltag führe. Aber haben Sie keine Sorge: ich werde Sie nie überfordern. Bei der Bewegung bleiben Sie immer durch die richtige Atmung in der optimalen, sauerstoffreichen (aeroben) Trainingszone und die wiederholten Entspannungs-Episoden lassen sich alle leicht in den Arbeitstag einbauen. Hier zählt das wirksame „Training im Vorübergehen“, denn ein Büro ist ein Arbeitsraum und keine Turnhalle.

Kreuzhang-Ritual
Das Kreuzhang-Ritual

Die Anpassung an die Technik mit ihren einseitigen Belastungen hat uns in ein natur-unrichtiges Verhalten gepresst, das uns krank macht!

► Wir sitzen zu viel, aber nicht nur bei der Arbeit, sondern auch auf Reisen. Wir sind die erste Generation in der Menschheitsgeschichte, die nicht mehr die Grundanforderungen für einen gesunden Stoffwechsel erfüllt. Die gefährlichen Herz-Kreislauferkrankungen mit Herzinfarkt, Schlaganfall und Typ-II-Diabetes können jeden von uns jederzeit treffen!
► Wir arbeiten verkehrt, ohne Gegenschwung und verkrümmen in der Brustbeinbelastungshaltung. Schmerzhafte Kompressionssyndrome der Arme/Hände sind die Folge, wobei das Karpaltunnel-Syndrom zur häufigsten Berufskrankheit entarten konnte.
► Wir gehen absatzbetont, ohne den energiefördernden Gegenschwung, nur aus der Muskelkraft heraus und damit ohne Faszien-Power. Wir ermüden schnell, weil wir nur 50% unseres Leistungspotentials ausschöpfen. Es beginnt mit Wadenkrämpfen, gefolgt von Achillessehnenbeschwerden, Fersenbeinsporn, Faszien-Schrumpfung der Fußsohlen einschließlich der Krallenposition der Zehen.
► Wie sitzen verkehrt in unvollständiger Mittelstellung zwischen „Baum und Borke“, weder in der Energiespeicher-Position der Hocke, noch in der Energieabgabe-Haltung der Körperstreckung. Chronische Rückenschmerzen sind die Folge.
► Wir arbeiten verkehrt am Boden, balancieren nur noch unsicher auf den Vorfüßen und drehen dabei die Kniegelenke meniskusbelastend nach außen. Häufige Innenmeniskusverletzungen sind die Folgen, die nicht selten in der Kniearthrose enden.
► Wir kontrollieren die Abgaswerte unserer Autos, leben aber gleichzeitig unter ständiger Verstopfung, weil wir auch auf der Toilette eine falsche Haltung einnehmen. Wir pressen ständig nach Valsalva aus dem Kopf heraus. Zahlreiche Druckschäden im Magen-Darmbereich sind die Folgen.
► Wir leben in einer lauten, schnellen, hellen Welt mit hoher Informationsdichte, können nicht mehr schlafen. 80% der Bevölkerung leiden inzwischen unter Schlafstörungen. Wir überlassen dem Stressnerven Sympathikus die Regie über unseren Körper und vergessen unseren großen Ruhenerv, den Vagus. Denn dieser 10. Hirnnerv ist entscheidend, um die Depression und das Burn-out-Syndrom unter Kontrolle zu bringen.

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Bücher des Autors:

Über den Autor:

Portrait Gerd Schnack

Prof. Dr. med. Gerd Schnack (†) beginnt seine Karriere als Unfallchirurg; während des dramatischen Vietnam-Krieges ist er junger Chef-Chirurg auf dem Hospitalschiff „Helgoland“. Diese Eindrücke werden sein ganzes Leben beeinflussen und, zusammen mit der Erforschung der Naturvölker, die Grundlage stellen für die Entwicklung seines alternativen Gesundheitskonzeptes, vor allem der Vagus-Meditation.

Nach einer langjährigen Tätigkeit in seiner Hamburger Unfallpraxis entschied sich Prof. Schnack von der offiziellen, hochtechnisierten Medizin definitiv zu distanzieren, um einen ganz neuen Ansatz zu verfolgen, der Natur, Weisheit und Selbstbestimmung des Menschen vereinte.

1987 gründete er mit seiner Frau das erste Präventionszentrum Deutschlands und 10 Jahre später die DGPP. Er ist Autor von 22 Büchern und bekannt durch zahlreiche Fernsehsauftritte. Er war Ehrenpräsident der DGPP.

Sein Werk wird heute von seiner Tochter, Birgit Schnack-Iorio, und ihrem Mann, Francesco Iorio, weitergegeben.


Kontakt:
https://www.vagus-management.de/
https://www.dgppev.de/

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