Ekzeme, Neurodermitis oder Psoriasis 

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  • Beitrags-Kategorie:Gesundheit
  • Beitrag zuletzt geändert am:9. November 2023
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Hautprobleme können Warnsignale für einen durchlässigen Darm sein 

Dr. med. Heike Bueß-Kovács, Prof. Dr. Dr. med. Claus Muss, Prof. Dr. med. Götz Nowak 

Beim sogenannten Leaky-Gut-Syndrom ist die schützende Barrierefunktion der Darmschleimhaut nicht mehr intakt; der Darm ist durchlässig. So können Schadstoffe ungehindert in den Blutkreislauf fließen. Das kann fatale Folgen für den Organismus haben. Viele Krankheiten wie Reizdarm, Morbus Crohn und Verdauungsprobleme sind auf das Leaky-Gut-Syndrom zurückzuführen. Glücklicherweise lässt sich der „durchlässige Darm“ gut behandeln und sogar heilen. 

2004 schrieben Forscher im Journal of Pediatrics, dass bei Neurodermitis vermutlich eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut am Krankheitsgeschehen beteiligt ist. Sie gaben in einer doppelblinden und Placebo-kontrollierten Studie 41 Kindern über 6 Wochen hinweg ein Probiotikum mit L. rhamnosus und L. reuteri und stellten fest, dass nach Ablauf der 6 Wochen nicht nur die Darmschleimhaut wieder gesünder war, sondern dass sich auch die Hautekzeme deutlich verbesserten. So wurde vom Zentrum der Gesundheit eine wissenschaftliche Studie – bei der die Teilnehmer (Wissenschaftler und Probanden) nicht wussten, wer ein wirksames Mittel bekommt und welche der zweigeteilten Gruppe nur eine Tablette ohne Wirkstoffe (Placebo) bekommt – zu einer der häufigsten Erkrankungen dieser Zeit zitiert, der Neurodermitis.

Neurodermitis  

Schätzungsweise 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern sind von diesem Hautleiden betroffen. Die Neurodermitis wird von den Hautärzten zu den allergischen Krankheiten gezählt. Neurodermitiker leiden besonders häufig unter Allergien gegen die verschiedensten Stoffe, vor allem aber gegen Lebensmittel. Auch in den Familien der Betroffenen kommen gehäuft allergische Krankheiten wie Heuschnupfen oder Asthma bronchiale vor. 

Die Neurodermitis – die auch noch endogenes Ekzem oder atopische Dermatitis genannt wird – ist eine chronische, meist in Schüben verlaufende Hautkrankheit. Häufig beginnt sie etwa mit dem dritten Lebensmonat als sogenannter Milchschorf: Die Wangenhaut des Babys ist trocken und gerötet, dann bilden sich Bläschen, die Haut nässt und anschließend entstehen Krusten. Die Veränderungen können sich auf Stirn, Kopfhaut und den übrigen Körper ausbreiten. An Armen und Beinen sind bevorzugt die Innenseiten der Handgelenke, Ellbogen und Knie betroffen. In späterem Alter gehen die nässenden Ekzeme und Bläschen oft zurück. Die Haut wird insgesamt trockener, dafür bilden sich kleine Knötchen. In der folgenden Zeit wird die Haut häufig immer schuppiger und rissiger und verwandelt sich an manchen Stellen in derbe Schwielen. 

Am quälendsten ist für Kinder wie auch Erwachsene der starke Juckreiz. Dieser tritt häufig attackenartig auf und kann vor allem in der Nacht zur unerträglichen Belastung werden. In dem Versuch, den Juckreiz durch Kratzen zu stillen, kommt es häufig zu Entzündungen und Infektionen, das heißt, die sowieso schon stark angegriffene Haut wird zusätzlich irritiert. 

Ekzeme 

Unter dem Oberbegriff Ekzeme werden in der Dermatologie viele verschiedene Hautveränderungen zusammengefasst. Im Allgemeinen handelt es sich allerdings um chronische, das heißt länger bestehende Hautleiden. Zur besseren Unterscheidung nennen die Hautärzte akute Hautprobleme „Dermatitis“. 

Ekzeme können sich in einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Erscheinungsformen äußern und praktisch an jeder Stelle des Körpers auftreten. Es gibt trockene, nässende, juckende und schuppende Ekzeme oder solche, die sich mit Krusten, Schwielen, Rötungen, Rissen oder kleinen Knötchen und Bläschen äußern. Genauso facettenreich sind auch die Ursachen: Allergien, Infekte, aber auch Durchblutungsstörungen, Waschmittelrückstände, Schadstoffe, Strahlen, Medikamente und vieles mehr können ein Ekzem auf der Haut hervorrufen.

Darüber hinaus haben auch psychische Komponenten einen starken Einfluss auf ihre Entstehung. Hier besteht ganz im psychoneuroimmunologischen Sinne eine sehr enge Wechselwirkung: Als „Spiegel der Seele“ erkrankt die Haut häufig, wenn psychische Probleme vorliegen. Aber auch umgekehrt stellen dann die Hautbeschwerden zumeist zusätzlich eine starke seelische Belastung dar. 

Ob und in welchem Ausmaß die Haut durch Ekzembildung krankhaft reagiert, hängt stark von der individuellen Veranlagung ab. Dabei spielt auch der Hauttyp eine große Rolle. In manchen Fällen kann der Hautarzt schnell erkennen, welche Ursache sich hinter dem Ekzem verbirgt – etwa bei einem Kontaktekzem, das durch eine Nickelunverträglichkeit entsteht und dann durch nickelhaltigen Modeschmuck hervorgerufen wird. Oft gestaltet sich die Suche nach dem Auslöser aber als außerordentlich schwierig, zum Beispiel bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören zu den häufigsten Verursachern von Ekzemen, womit wir wieder im Darm und im Speziellen bei der krankhaften Durchlässigkeit der Darmwand angelangt wären – dem Leaky-Gut-Syndrom. 

Psoriasis 

Eine im Mai 2018 in der Fachzeitschrift Clinical Dermatology veröffentlichte Studie titelt mit der Frage „Ist Psoriasis eine Darmkrankheit?“ und beantwortet diese Frage dann selbst: „Die erfolgreiche Behandlung mit Gallensäuren und Bioflavonoiden legt die Vermutung nahe, dass sie es ist.“

Wissenschaftler von der Davis School of Medicine der Universität von Kalifornien haben herausgefunden, dass das Mikrobiom von Patienten mit Psoriasis dem von Menschen mit einer Alkoholkrankheit ähnelt. Bei beiden Personengruppen sei ein Verlust der Bakterienvielfalt im Darm und ein Überhandnehmen schädlicher Bakterien festgestellt worden. Tatsächlich leiden Patienten mit Psoriasis häufiger an Leberkrankheiten und einem Mangel an Gallensäuren. Nach Ansicht der Forscher sei die Psoriasis deshalb eine Krankheit, die durch ein Leaky-Gut-Syndrom gekennzeichnet sei und zu einer Überflutung des Körpers mit Endotoxinen führe. Diese Endotoxine – bakterielle Abfallstoffe, die als Peptidoglycane bezeichnet werden – würden vom Darm absorbiert und hätten einen direkten toxischen Effekt auf die Leber und die Haut. 

Diese Absorption von schädlichen Substanzen müsse unterbunden werden, um eine Psoriasis erfolgreich zu behandeln, ist das kalifornische Wissenschaftsteam überzeugt. Bioflavonoide, also bioaktive Pflanzenwirkstoffe, könnten der Absorption vorbeugen, oral zugeführte Gallensäuren die Endotoxine noch im Darm aufbrechen und unschädlich machen. 

Das können Sie für Ihren Darm und Ihre Haut tun 

Eine Darmsanierung, vor allem nach Behandlungen mit Antibiotika, wirkt oft Wunder und hilft auch bei der Heilung chronischer Hautleiden. Neben der Betreuung durch einen Arzt oder Heilpraktiker können Sie selbst einige Maßnahmen im Alltag umzusetzen, um Ihren Darm fit zu bekommen, seine Abwehrfunktionen zu stärken und damit Ihrer Haut Gutes zu tun – alles auf sanfte und natürliche Weise.  

Der erste Schritt dient der Entlastung des Darmes: 
Hierfür eignet sich besonders ein Intervallfasten, also eine mehrstündige Nahrungskarenz, die man auch als Mini-Fasten bezeichnen könnte. Für 12, 14, 16 oder 18 Stunden verzichten Sie dabei auf Essen und geben dem Darm die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und sich von Ballast zu befreien.  

Der zweite Schritt ist die Darmstärkung:
Die Abwehrkraft der Darmschleimhaut kann nun gezielt wieder aufgebaut werden. Dafür eignen sich pflanzliche Präparate, verschiedene Heilkräutertees und die Gabe von Prä- und Probiotika, die Sie nach Absprache mit dem Arzt einnehmen sollten. 

Im dritten Schritt fördern Sie die Darmaktivierung:
Wichtig ist nämlich, dass der Darm wieder so beweglich wird, dass er seine Verdauungsfunktionen optimal wahrnehmen kann. Zur Darmaktivierung werden Massagetechniken, Wickel und Bewegungsübungen angewendet, die die Durchblutung fördern und die Nerventätigkeit anregen.  

Der vierte und letzte Schritt dient der Darm-Gesunderhaltung:
Nach den regenerativen Maßnahmen soll die neugeschaffene Darmfunktion so gut wie möglich aufrecht erhalten werden. Dazu ist nicht nur eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung notwendig, sondern auch eine ausgeglichene Lebensführung. Durch Psychotechniken wie Entspannungsübungen wird Stressbewältigung möglich und die Darmgesundheit gefördert. 

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Über die Autoren 

Dr. med. Heike Bueß-Kovács ist Ärztin und Medizinjournalistin. Ihre Schwerpunkte sind Präventionsmedizin, Ernährungsmedizin und ganzheitliche Medizin.

Prof. Dr. Dr. med. Claus Muss ist Ernährungsmediziner, Immunologe, Präventionsmediziner und Umweltmediziner. Er ist der Präsident der Internationalen Gesellschaft für angewandte Prävention und Vorsitzender des Europäischen Dachverbandes für Stressmedizin.  

Prof. Dr. med. Götz Nowak ist Arzt und Pharmakologe. Er hat eine eigene Therapie zur Behandlung des Leaky-Gut-Syndroms auf pflanzlicher Basis entwickelt.

Im Mai 2023 ist im Südwest Verlag ihr Buch „Das hilft bei Leaky Gut – Wie ein durchlässiger Darm uns krank macht und was wir dagegen tun können. Alles über Reizdarm & Co.“ erschienen. 

Kontakt: www.praxis-dr-muss.de/wordpress

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