Gesundheit geht durch den Magen – Kräuter und Gewürze

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  • Beitrags-Kategorie:Gesundheit
  • Beitrag zuletzt geändert am:29. Mai 2024
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Gegen viele Krankheiten ist ein Kraut gewachsen, diverse Pflanzen etablierten sich in der Küche, weil sie gut schmecken – und wegen ihres Heileffektes. Speisen mit Ingwer, Minze, Kurkuma, Kardamom, Schwarzkümmel, Zimt, Nelken und Koriander sind fast pflanzliche Arzneimittel. Auch „banale“ Küchenkräuter hierzulande wie Salbei, Rosmarin, Thymian, Petersilie, Senfkörner oder Liebstöckel sind zugleich Heilpflanzen – sie fördern die Verdauung, wehren Viren und Bakterien ab, fördern die Durchblutung oder lösen Hustenschleim.

Senf

Senfölglykoside in Senfkörnern schützen vor pathogenen Bakterien, Viren und Pilzen, und Senf pusht Speichel, Magen- und Gallensäfte – kein Zufall, dass wir fette Bratwurst mit Senf essen.

Salbei

Salbeiarten enthalten Terpene, in ihren Drüsen sitzen ätherische Öle, in den Harzen Diterpene. Dazu gehören Diterpen-Bitterstoffe wie Carnosol, Pokirosalvin, Rosmanol, Safficinolid und Salvin. Die Blätter beinhalten Triterpene. Der Echte Salbei und andere Arten mit intensivem Geschmack verfügen über Borneol, Thujon, Bornylester, Linalool, Camphen, Limonen und Campher.

Hinzu kommen Tanine, Saponoside und Cholin. In den Blättern sind Flavonoide und Gerbstoffe wie Rosmarinsäure in größerem Umfang vorhanden.

Salbei fördert die Verdauung, bekämpft Magenbeschwerden und beugt diesen vor. Auch aus diesem Grund ist Salbei ein Würzmittel für fettreiche Speisen und Eintöpfe. Er wirkt antiseptisch und gegen Entzündungen, löst Schleim und Husten, betäubt Schmerzen, senkt den Blutzuckerspiegel, bremst den Schweißfluss, hilft gegen Asthma und Erkrankungen im Unterleib, wirkt gegen Halsschmerzen und Heiserkeit.

Rosmarin

Rosmarin bietet ätherische Öle, Flavonoide, Harze, Bitter- und Gerbstoffe. Die Bitterstoffe beugen Blähungen vor, fördern die Produktion der Magensäfte, und die Gerbstoffe wirken Entzündungen im Magen-Darm-Trakt entgegen.

Thymian

Thymian enthält 1 bis 2,5 % ätherisches Öl. Spezifisch ist das Thymol, ein ätherisches Öl aus der Phenylgruppe. Die Öle lindern Krämpfe und Schmerzen. Sie machen ca. 1,5 bis 2 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe aus. Thymol löst festsitzenden Schleim, z.B. bei Bronchitis. Die Blätter bieten Flavonoide und Cumarine, sekundäre Pflanzenstoffe, die dem Zellschutz dienen. Außerdem ist in Thymian eine hohe Menge Zink enthalten, das enzymatische Funktionen erfüllt und das Immunsystem stärkt. Des Weiteren liefert Thymian Harze, Salicylate (entzündungs- und schmerzhemmend), Pentosane (Ballaststoffe) und Stigmasterole (pflanzliches Sterin, ähnlich dem Cholesterin, fördert das gute HDL-Cholesterin).

Basilikum

Basilikum enthält ätherisches Öl (0,02 bis 0,5 %) mit Methylchavicol als Hauptkomponente. Weitere Öle sind Linalool, Estragol, Eugenol, Geraniol, Campher, Cineol, Ocimen und Pinen. Hinzu kommen Zimtsäureester, Gerbstoffe und Flavonoide. Außerdem bietet das Kraut die Vitamine A, C, D und E, sowie alle B-Vitamine, und an Mineralstoffen Kalium, Kalzium, Eisen und Magnesium.

Basilikum löst Krämpfe, hemmt Entzündungen und fördert die Verdauung. Die Pflanze enthält die gleichen entzündungshemmenden Enzyme wie Ibuprofen. Der hohe Anteil an ätherischen Ölen wirkt leicht antiseptisch. Basilikum hilft gegen Erkrankungen in Darm und Magen, gegen Blähungen, Durchfall und Völlegefühl sowie gegen Wurmbefall. Rezente Studien belegen, dass Methanolextrakte aus Basilikum antimikrobielle, antioxidative, Leber schützende, herzstimulierende und antidepressive Effekte haben. Außerdem wirken sie gegen Geschwüre, halten Insekten einerseits ab und lindern zweitens die Schmerzen und Schwellungen bei Insektenstichen. Zudem reduziert Basilikum das Anreichern von Fett im Blut. Basilikum ist auch ein Schmerzmittel, es lindert Stress, beruhigt den Magen und lindert Gelenkschmerzen. Es hilft gegen niedrigen Blutdruck.

Zimt

Zimt enthält ätherische Öle, und mäßiger Genuss des Gewürzes, ob als Pulver oder Stange, senkt bei Diabetikern den Pegel an Glukose, Fetten und LDL-Cholesterin. Zimt wirkt sich positiv auf die Verdauung und den Blutdruck aus.

Kardamom

Kardamom regt die Magensäure an und macht schwere Speisen verträglich. Der Stoff Gingerol hilft gegen ein Übelkeitsgefühl im Magen und bremst den Brechreiz. Das ätherische Öl Cineol wirkt gegen Erkältung, schützt allgemein vor Bakterien und löst Schleim. Außerdem fördert es einen wohlriechenden Atem.

Nelken

Nelken helfen gegen Völlegefühl und Blähungen, sie fördern den Appetit und beruhigen den Magen. Der Stoff Eugenol hilft gegen Zahnschmerzen. Nelken hemmen Entzündungen, desinfizieren und lösen Krämpfe.

Muskatnuss

Muskat in höheren Mengen wirkt toxisch, und zwar ab vier Gramm bei Erwachsenen. In geringer Menge fördert die Muskatnuss hingegen die Durchblutung und beruhigt den Blutdruck, lindert Muskelschmerzen und Beschwerden des Magens. Außerdem hilft sie beim Einschlafen.

Sternanis

Sternanis wird gewonnen aus einer Magnolie, die in Japan, China und Vietnam wächst. Die ätherischen Öle lindern Krämpfe, lösen Schleim und hemmen Entzündungen. Wenn Sie beim Genuss von Weihnachtsplätzchen bisweilen an Hustensaft denken, haben Sie Recht. Dieser enthält oft Sternanis.

Schwarzkümmel

Schwarzkümmel soll Entzündungen hemmen, das Immunsystem fördern, gegen Krebs helfen, ebenso gegen Diabetes, sowie Histamin eindämmen. Der Hauptwirkstoff Thymochinon fördert das Ausscheiden der Lebergalle und der Harnsäure. Zugleich wirkt Thymochinon allerdings leicht toxisch. Die ätherischen Öle gelten als antibakteriell.

Petersilie

Petersilie liefert Mineralstoffe wie Eisen, Zink, Kalium und Magnesium, die Vitamine A und C, sowie B-Vitamine. Sie fördert den Harntrieb, lindert Menstruationsbeschwerden, wirkt gegen Krämpfe und löst Schleim. 

Schnittlauch

Schnittlauch bietet wie Bärlauch, Knoblauch und Zwiebeln ätherische Öle: Diese bekämpfen Bakterien, senken den Blutdruck und fördern die Verdauung. Er enthält reichlich Kalium und Kalzium, außerdem Magnesium, Eisen und Phosphor. Hinzu kommen reichlich Vitamin C, Vitamin E und Vitamin B6, Vitamin A, Vitamin K, Niacin, Riboflavin, Thiamin und zudem Folsäure. Antioxidantien in der Pflanze schützen vor schädlichen Zellmutationen und beugen Krebs vor. Schnittlauch fördert außerdem die Produktion von Gluthathion, und dieses hilft dem Körper, Gifte abzuwehren. Schnittlauch treibt den Urin und fördert die Verdauung, er verbessert den Appetit, hilft gegen Blähungen und senkt den Blutdruck.

Liebstöckel

Liebstöckel, unser Maggi-Suppenkraut, treibt den Harn und hemmt Entzündungen. Es wirkt gegen Verstopfungen und Blähungen, lindert eine Gastritis (Darmentzündung) und Beschwerden des Zwölffingerdarms. Vorsicht bei Nierenkranken: Wegen dem Einfluss des Liebstöckels auf den Urin sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin absprechen, ob und in welchem Ausmaß Sie Maggi-Kraut verzehren können.

Dill und Kümmel

Dill enthält Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B7, A, C und E, ätherische Öle wie Phellandren und Dilläther, die für den typischen Geschmack sorgen, außerdem Kalzium, Kalium und Natrium. Er fördert die Verdauung, wirkt leicht gegen Bakterien und hemmt Entzündungen. Diese Effekte sind schwächer als bei den Verwandten des Dills, Kümmel, Anis und Fenchel. Kümmel dient nicht zufällig als Gewürz für schwere Speisen wie Kohl, Kartoffeln oder Gänsebraten. Er regt nämlich die Galle an, lindert Blähungen und Magenkrämpfe.

Minze

Alle Minzsorten enthalten ätherische Öle wie Menthon, Menthol und Mentholester, dazu Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe. Bitter- wie Gerbstoffe und die ätherischen Öle lösen nachweislich Krämpfe wie Schmerzen und lindern Verdauungsbeschwerden. Zuviel Menthol reiz jedoch die Magenschleimhaut.

Melisse

Zitronenmelisse entspannt die Muskeln im Magen-Darm-Trakt, wirkt so gegen Magenkrämpfe, Darmbeschwerden und Bauchschmerzen. Melisse fördert die Verdauung in zweifacher Hinsicht. Der Magen produziert zum einen mehr Magensäfte und zersetzt so zähe Nahrung besser, zweitens regt Melisse die Speichelproduktion an. Damit wird schwer verdauliche Kost bereits im Mund besser vorverdaut. Melisse löst Krämpfe und eignet sich deshalb ausgezeichnet, um die Krämpfe im Unterleib während der Periode zu lindern. Zugleich treibt Melisse die Menstruation an.

Kresse

Brunnen- und Gartenkresse bieten Vitamine in hohem Ausmaß: A, B1, B2, B6, C, D, E und K. Hinzu kommen ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Senfölglykoside. Kresse enthält reichlich Jod und eignet sich deshalb zur Behandlung von Jodmangel, zudem Eisen, Kalium, Calcium, Folsäure, Zink und Niacin. Die Pflanze reinigt das Blut, wirkt gegen Bakterien und löst Schleim. Brunnenkresse hilft gegen Harnverhalt und Harnsteine, Husten, Hals- und Rachenentzündungen, Bronchitis, entzündetes Zahnfleisch, Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit, Entzündungen der Gallenblase, Würmer, sowie gegen einen durch Vitamin- oder Mineralienmangel gestörten Stoffwechsel. Sie fördert Nieren, Leber und Galle, und die Bitterstoffe regen den Appetit an. Die harntreibenden Eigenschaften machen es auch zu einem Mittel gegen Harnsteine. 

Kapuzinerkresse

Kapuzinerkresse enthält Eisen, Kalium, Magnesium, Kalium, Schwefel und Phosphor sowie Vitamin C. Damit passt sie zu einer gesunden Ernährung. Sie liefert Senfölglykoside mit Effekten gegen Bakterien, Pilze und Viren. Kapuzinerkresse wirkt als natürliches Antibiotikum, gegen das keine Resistenzen bekannt sind.

Ingwer

Ingwer löst Verschleimungen in den Atemwegen, hilft gegen Verdauungsschmerzen und enthält circa 30 Antioxidantien, und diese bekämpfen die freien Radikale im Körper. Ingwer wirkt stark antibakteriell und liefert Mineralien, Spurenelemente und Vitamine. Ingwer gilt als Mittel gegen Muskelkrämpfe, Schwindel, Kreislaufstörungen, Kältesensibilität und Antriebslosigkeit. Er wird auch eingesetzt gegen Unterleibsbeschwerden, depressive Verstimmungen, Husten, Hals- und Dünndarmentzündungen.

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Chili

Capsaicin in Chilis sorgt dafür, Schleim besser auszuhusten. Es beschleunigt die Darmbewegung, hilft, Gewicht zu reduzieren, lindert Magen-Darm-Leiden und Verstopfung, kurbelt den Blutkreislauf an und beugt so Thrombosen vor. Chili zügelt den Appetit und hemmt Entzündungen.

Kurkuma

Kurkuma ist ein sehr guter Schleimlöser bei Erkältungen und Schnupfen, regt die Magensäfte an, entkrampft und hilft gegen Völlegefühl, Blähungen, Sodbrennen, Durchfall und Verstopfung. Sie können damit Speisen würzen, es in Wasser geben oder eine Paste aus Kurkuma und Honig zubereiten.

Safran

Die wichtigste Komponente im Safran ist Safranal. Das Safrangelb kommt durch die Crocine – Carotenoide. Der bittere Geschmack wird durch Pocrocrocin ausgelöst. Safran ist nicht nur die Königin der Gewürze, sondern auch seit der Antike berühmte Medizin. Aktuelle Studien belegen deutliche Wirkungen gegen mittelschwere Depressionen, ein Potenzial in der Behandlung von Angststörungen und Psychosen. Safran wirkt gegen Entzündungen, beugt Krebs vor und schützt vor pathogenen Erregern.

Koriander

Medizinisch wirksam im Koriander sind die ätherischen Öle, die der Pflanze ihr Aroma verleihen: Die Früchte fördern die Verdauung, sind aromatisch und regen den Appetit an. Inhaltsstoffe in den Früchten wirken antiseptisch, lösen Krämpfe und treiben Blähungen. Sie wirken schwach gegen Krämpfe und Diabetes, sind antioxidativ und etwas betäubend. Korianderfrüchte haben einen Effekt gegen pathogene Pilze.

Quellen

  • Siegfried Bäumler: Heilpflanzenpraxis heute: Porträts, Rezepturen, Anwendung. München 2010W.
  • Blaschek (Hg.): Wichtl – Teedrogen und Phytopharmak Ein Handbuch für die Praxis. 2016
  • Website EMA: European Medicines Agency – Herbal medicines for human use (www.ema.europa.eu/ema: “Fid medicine”)
  • Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Heidelberg 2010
  • M. Pahlow, M. Das große Buch der Heilpflanzen. Hamburg 2013.
  • Ingrid und Peter Schönfelder: Das Neue Handbuch der Heilpflanzen, Botanik Arzneidrogen, Wirkstoffe Anwendungen. Stuttgart 2011.
  • B.E van Wykk und andere: Handbuch der Arzneipflanzen – Ein Bildatlas. Stuttgart 2015

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Über den Autor

Dr. Utz Anhalt

Dr. Utz Anhalt: 1991 Geschichte und Politik Schwerpunkt historische Anthropologie von Mensch und Wildtier, 1999 Magister über den Werwolfmythos, 2007 Doktor der Philosophie über die Geschichte der Zoos. Dozent, Publizist und Autor unter anderem für Museum aktuell, Expotime, Nautilus – Magazin für Abenteuer und Phantastik, Miroque, Karfunkel, Zillo Medieval, Der Fall, Sitz-Platz-Fuß, Sopos, Junge Welt, Freitag, TAZ, ND, Frankfurter Allgemeine. Redakteur bei Heilpraxisnet.de.

Kontakt: www.utzanhalt.de

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